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Wir Eltern und die Erzieherinnen waren eingeladen zu einem Vortrag über Märchen. Und ich kann sagen, dass dieser Abend nicht nur sehr informativ, sondern auch weitergehend sehr wertvoll war. Ich möchte im folgenden gerne versuchen wiederzugeben, was Herr Jentzsch uns an diesem Abend näher brachte.
Herr Jentzsch sprach davon, dass die Menschheit sich vom hellsichtigen, naturverbundenen Dasein über die Zeit entfernt hat und der Verstand immer mehr Raum eingenommen hat. Demzufolge hat sich der Mensch jedoch von seiner hellsichtigen Fähigkeit und der Verbundenheit zu den überirdischen Kräften entfernt. Nun ist es dunkel um ihn geworden und er weiß er nicht mehr, wohin der Weg des Lebens gehen soll. War es einst Jesus Christus, der den Menschen den Weg zum Licht wieder nahe brachte, so gab es danach die Märchen, die ebenfalls einen Weg zur “Gesundung” aufzeigen wollen. Jentzsch sprach sogar davon, dass nur wer die Märchen verinnerlicht hat, heute die Anthroposophie verstehen kann, die ja auch wiederum gewissermaßen die Menschheit wieder an ihre Ursprünge anbinden möchte.
An einzelnen Märchen verdeutlichte er uns, wie das Märchen mit uns in Verbindung tritt, was es aussagen möchte und an Weisheit beinhaltet. Herr Jentzsch legte viel Wert darauf, dass jedes einzelne Wort im Märchen wichtig und stimmig ist, weshalb das ganz freie Erzählen oder auch zu starke Abändern nicht sinnvoll sind. Märchen sollten seiner Meinung nach möglichst originalgetreu erzählt, oder aber auch vorgelesen werden.
Besonders wertvoll sind die Märchen für Kinder, die in ihrer Entwicklung die Menschheitsgeschichte wiederholen. Sie sind noch hellsichtig und verbunden mit dem Außen. Daher können die Märchen ihre Wirkung bei ihnen sehr tiefgreifend entfalten. Wenn man Kindern jedoch Märchen näher bringen möchte, sollte man manche Dinge beachten: Märchenbücher sollten möglichst keine Bilder enthalten, da sie den Kindern die Möglichkeit des Zu-Sich-In-Beziehung-Bringen erheblich erschweren, weil sie die Fantasietätigkeit zu sehr einengen und stören können. Damit die Wahrheit der Märchen aber zu den Kindern vordringen und sie erfassen kann, braucht es ihre volle Hinwendung und das eigene fantasievolle Ausgestalten. Generell empfiehlt Herr Jentzsch ein Alter von 5-6 Jahren, um die Kinder an die Märchen heranzuführen.
Beim abschließenden Gespräch mit Herrn Jentzsch meldeten sich Eltern zu Wort, die Sorge hatten, aufgrund der im Märchen oft vorherrschenden Brutalität ihren Kindern Märchen so zu erzählen, wie sie z.B. die Gebrüder Grimm geschrieben haben. Auch die Einseitigkeit von Gut und Böse wurde thematisiert. Herr Jentzsch aber ermutigte dennoch dazu, Kindern Märchen zu erzählen und auf ihre wohltuende Wirkung zu vertrauen. Eventuell könnten sich unsichere Eltern auch noch genauer mit den Märchen und ihren Hintergründen befassen. Gut sei auf jeden Fall, wenn die Eltern hinter dem stehen können, was sie erzählen. Lehnen Eltern gewisse Märchen innerlich ab, so sollte man diese den Kindern auch nicht erzählen.
Wer mehr darüber erfahren oder lesen möchte, sei an Herrn Jentzsch Homepage: www.maerchenfrank.de und seine offene Bereitschaft auch zur persönlichen Kontaktaufnahme verwiesen.
Vielen Dank für den interessanten Abend, Herr Jentzsch!
– E. Wenderoth