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Veränderte Kindheit

Der Waldorfkindergarten Müllheim lud am 12.10.2017 zum Vortrag “Veränderte Kindheit – Herausforderung für Kinder, Eltern und Erzieher” in die Räumlichkeiten des Kindergartens ein. Der Vortrag fand im Rahmen des 35-jährigen Jubiläums des Kindergartens statt und war der zweite in diesem Festjahr.
Als Referentin war Birgit Krohmer aus Stuttgart angereist. Sie ist Waldorfkindergärtnerin, Eurythmistin, Heileurythmistin, Fachberaterin der Vereinigung der Waldorf-Kindertageseinrichtungen in Baden-Würrtemberg sowie Dozentin an Fachschulen und Ausbildungsstätten im In- und Ausland.
Gut 30 Zuhörerinnen und Zuhörer – vor allem Erzieherinnen und Eltern – waren gekommen und konnten einen sehr informativen wie lebendigen Vortrag der gebürtigen Allemannin erleben.
Dabei ging es im Wesentlichen um die Frage, wie das Arbeiten und Leben mit Kindern in unserer heutigen Zeit vor dem Hintergrund der Waldorfpädagogik gestaltet werden kann. Mit zunehmender Schnelllebigkeit, Digitalisierung, Leistungsorienterung und früher Fremdbetreuung der Kinder ergäben sich ganz neue Herausforderungen für die Eltern, die Erzieher und auch die Kinder. Gerade hier seien zentrale Elemente der Waldorfpädagogik hilfreich, um den Kindern einen Raum zu schaffen, in dem sie sich fühlen können, in dem sie Rhythmus erfahren können, in dem sich das Wesen des einzelnen Kindes entfalten darf.
Als Mutter dreier inzwischen erwachsener Kinder gestaltete Birgit Krohmer den Vortrag mit eigenen Beispielen sehr lebendig. So beschrieb sie beispielsweise die Freude der jungen Mutter, die zum ersten Mal ohne ihr Baby am Abend ausgeht und das Baby, dass die Aufregung der Mutter spürt und einfach nicht einschlafen will.
Auch Beispiele aus ihrer reichen beruflichen Erfahrung veranschaulichen die Diskrepanzen unserer heutigen Zeit in Bezug auf die Kindererziehung sehr prägnant: So beginne das intelektuelle Lernen bereits im Kindergarten, während die Kleinkinder quasi Alltagsfertigkeiten wie Trinken aus dem Glas noch nicht erlernt hätten. Oder der Abiturient, der einen ausgezeichneten Schulabschluss habe, sich jedoch zu Hause kein Brot selbst schmieren könne.
Als zentrale Elemente der Waldorfpädagogik in Kindergärten beschrieb Birgit Krohmer das “Atmen” zwischen angeleiteter und freier Spielzeit, die Bedeutung und Pflege von Rhythmus, das Prinzip von Vorbild (Bezugsperson) und Nachahmung durch das Kind. Dabei bestehe die Begegnung zwischen Erwachsenem und Kind nicht aus der Frage: was möchte ich, Kind, von dir, das du können/lernen sollst, sondern wie kann ich dich auf deinem Weg begleiten, dass du, Kind, das entwickeln und entfalten kannst, was du in dir trägst.
“Fühlen Sie den Unterschied?” lautete eine häufige Zwischenfrage der Referentin, um die andere Herangehensweise der Waldorfpädagogik spürbar zu machen.
Zudem betonte sie, wie wichtig es sei bei der Arbeit und im Zusammenleben mit Kindern sich selbst zu spüren, Vertrauen zu haben, seinem Instinkt zu trauen und sich nicht von der Flut an Eltern- und Erziehungsratgebern verunsichern zu lassen.
Abschließend ließ Birgit Krohmer das Gesagte durch ein Fingerspiel und ein Wiegenlied erfahrbar werden: mit wenigen Gesten, Worten und Tönen wurden Spiel, Rhythmus, Begegnung, Berührung und Geborgenheit spürbar.


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